Hyperthermie zerstört Krebszellen durch Überwärmung und verbessert die Wirkung von Chemo- und Strahlentherapie
Hyperthermie, die gezielte Überwärmung des Körpers oder einzelner Körperbereiche, hat eine lange Geschichte in der Medizin. Bereits im antiken Griechenland erkannte Hippokrates die therapeutischen Effekte von Fieber und Überwärmung, beispielsweise zur Behandlung von Infektionen und Entzündungen. Diese Idee wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder aufgegriffen und weiterentwickelt.
In der modernen Medizin fand die Hyperthermie ihre systematische Anwendung ab dem frühen 20. Jahrhundert. Vor allem durch Arbeiten des deutschen Arztes Dr. Wilhelm Busch und später von Professor Julius Wagner-Jauregg wurde die Methode populär. Wagner-Jauregg erhielt 1927 den Nobelpreis für Medizin, nachdem er gezeigt hatte, wie effektiv künstlich erzeugtes Fieber bei der Behandlung von Syphilis wirken kann.
Auch in der modernen Krebstherapie hat sich die Hyperthermie etabliert. Im Hyperthermie Zentrum Hannover wird diese Behandlung vielfältig eingesetzt, auch, um Tumorzellen anfälliger für andere Behandlungsformen wie Chemotherapie, Strahlentherapie oder Immuntherapie zu machen. Hyperthermie imitiert Fieber - als eine natürliche Reaktion des Körpers auf starke Entzündungsreize. Der Körper oder Körperteile gezielt auf 40 und 43 Grad Celsius erhitzt und je nach Lage und Größe des Tumors kommen dabei unterschiedliche Verfahren zum Einsatz, beispielsweise die Ganzkörperhyperthermie oder die regionale Hyperthermie.
Speziell für tiefer liegende Tumoren, wie sie beispielsweise in den Extremitäten, im Abdomen oder im Becken vorkommen, wird die regionale Hyperthermie verwendet. Dieses Verfahren ermöglicht eine präzise Erwärmung des betroffenen Gewebes, um die therapeutische Wirksamkeit zu maximieren.
Immuneffekt durch Hyperthermie
Hyperthermie entfaltet einen Immuneffekt des Körpers, indem sie den Tumor für das Immunsystem besser sichtbar macht. Dies geschieht durch die Bildung von Hitzeschockproteinen, die als Reaktion auf die Wärmeeinwirkung entstehen. Die Proteine tragen dazu bei, dass der Tumor immunogener wird, also leichter vom Immunsystem erkannt wird. Zusätzlich fördert die künstlich erzeugte Fieberreaktion den Zustrom von Effektorzellen (als Effektorzellen bezeichnet man ausdifferenzierte Lymphozyten, die spezifische Aufgaben im Rahmen der Immunantwort übernehmen) in das entzündete Gewebe, was die Immunantwort weiter verstärkt und die Erkennung des Tumors durch das Immunsystem verbessert.
Hyperthermie in der Krebstherapie
Hyperthermie stellt eine effektive Erweiterung der klassischen Krebstherapie dar und hat sich inzwischen als unverzichtbarer und effektvoller Baustein der Krebstherapie etabliert. Die Behandlung kombiniert mehrere therapeutische Ansätze:
Hitzeempfindlichkeit von Tumorzellen: Tumorzellen reagieren empfindlicher auf erhöhte Temperaturen, was sie angreifbarer für Therapieansätze macht.
Kombination mit Chemotherapie und Bestrahlung: Die Hyperthermie intensiviert die Wirksamkeit dieser konventionellen Verfahren.
Stimulierung des Immunsystems: Besonders in der Phase nach belastenden und immunsupprimierenden Behandlungen unterstützt die Hyperthermie die Regeneration und Reaktivierung des körpereigenen Abwehrsystems.
Als nur eine von zwei Kliniken in Deutschland bieten wir im Hyperthermie Zentrum Hannover unseren Patienten ein lokoregionales Elektrohyperthermie-Gerät der neusten Generation für die Behandlung von Tumoren in Gehirn, Lunge, Pankreas, Nieren und weitere Krebsformen. Ohne die oberen Hautschichten und das Gewebe zu schädigen wird hier mittels Wärme der natürliche Heilprozess im Körper unterstützt.
Individualität der Therapie
Unverzichtbar ist die Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten:
Jede Person reagiert unterschiedlich auf die medizinische Anwendung von Hitze.
Die Verträglichkeit und Wirkung können variieren, sowohl auf spürbarer als auch auf subtiler Ebene. Eine Verträglichkeit muss vorab individuell überprüft und - je nach körperlicher Verfassung - sensibel geplant werden.
Die Behandlung mit Hyperthermie sollte demnach nur individuelle auf die spezielle Erkrankung der jeweiligen Patienten zugeschneiten werden. Generell wird Hyperthermie nur in zugelassenen Zentren und Kliniken angeboten und durchgeführt. Im Hyperthermie Zentrum Hannover kombinieren wir seit vielen Jahren erfolgreich sowohl die Ganzkörper- als auch die Regionale Hyperthermie in der Behandlung unterschiedlichster Krebserkrankungen und auch chronischer Krankheiten.
Verschiedene Anwendungsformen der Hyperthermie
Die Hyperthermie wird in der Onkologie in facettenreichen Formen eingesetzt, je nach Art und Lage des Tumors und der Krebsart:
Ganzkörperhyperthermie: Diese Therapie erhöht die Körpertemperatur des Patienten auf 38,5–40,5 °C, um Tumorzellen gezielt zu schädigen. Diese Form der Hyperthermie wird oft bei inoperablen Tumoren, Metastasen oder wiederkehrenden Krebserkrankungen eingesetzt. Die Behandlung verbessert zudem die Wirkung von Chemotherapien oder Bestrahlungstherapien, indem sie das Tumorgewebe besser für das Immunsystem sichtbar macht.
Lokale Tiefenhyperthermie: Diese Methode zielt auf tieferliegende Tumoren ab, wie solche im Abdomen, Becken oder an den Extremitäten. Sie wird unter anderem bei Brustkrebs, Sarkomen und Lungenkarzinomen angewendet und dient oft als Ergänzung zu weiteren biologischen oder schulmedizinischen Therapien
Oberflächenhyperthermie: Geeignet für Tumore, die nah an der Hautoberfläche liegen, wie Hauttumoren oder oberflächliche Metastasen. Diese Behandlung nutzt gezielte Wärme, um das Gewebe direkt zu beeinflussen.
Aktuelle Studien zum Einsatz von Hyperthermie
Aktuelle Studien zeigen, dass Hyperthermie verstärkt auch in der klassichen Krebstherapie erfolgreich zur Anwendung kommt und in Studien belegt wird. Die Studie zur regionalen Hyperthermie in Kombination mit Chemo- oder Strahlentherapie durchgeführt bei Patientinnen mit Sarkomen https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29450452 zeigt eine signifikante Verbesserung der Überlebensrate der Patienten.
Eine gute Übersicht über den Einsatz von Hyperthermie bei fortgeschrittenem Gebärmutterhalskrebs hat die American Cancer Society veröffentlicht.
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